13. Berlin-Brandenburgisches Forum für zeitgeschichtliche Bildung 2016

  1. BERLIN-BRANDENBURGISCHES FORUM FÜR ZEITGESCHICHLICHE BILDUNG

 

Beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen

  1. September 2016

 

BEGRÜSSUNG

 

PROF. DR. GÜNTER MORSCH

VORSITZENDER DES ARBEITSKREISES I

 

Sehr geehrter Herr Jahn,

lieber Herr Krüger,

lieber Herr Gutzeit,

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

Im Namen des  Arbeitskreises I der Berlin-Brandenburgischen Gedenkstätten möchte auch ich Sie ganz herzlich zu unserem 13. Berlin-Brandenburgischen Forum für zeitgeschichtliche Bildung begrüßen. Mit der jährlichen Ausrichtung des Forums möchten die seit 1995 in einer Arbeitsgemeinschaft zusammen geschlossenen Gedenkstätten eine Plattform bieten, auf der sich zum einen die verschiedenen Einrichtungen mit ihren sehr unterschiedlichen pädagogischen Angeboten und Projekten vorstellen. Zum anderen sollen die potentiellen Interessenten der pädagogischen Angebote  ihre eigenen Bedürfnisse und selbständigen, gerade auch kritischen Beobachtungen der Aktivitäten der Gedenkstätten einbringen können. Ganz besonders herzlich begrüße ich daher alle Lehrerinnen und Lehrer, die die für unsere pädagogische Arbeit sicherlich wichtigste Zielgruppe, die Schülerinnen und Schüler, an die Gedenkstätten heranführen, sie auf den Besuch vorbereiten und dabei begleiten.  Das Forum dient  den Gedenk- und Dokumentationsstätten vor allem dazu, den Dialog mit den aus unserer Sicht wichtigsten Vermittlern zeithistorischer Bildung nicht abreißen zu lassen, sondern stetig die Chancen und Möglichkeiten pädagogischer Arbeit an den Gedenkstätten und anderen offenen Lernorten zu reflektieren.

Wie in jedem Jahr so haben wir auch das diesjährige Forum unter ein Motto oder präziser eine Fragestellung gestellt. Sie lautet: „Was hat das mit mir zu tun? Subjektorientierte Pädagogik in den Gedenkstätten?“ Wir knüpfen damit bewusst an das letzte Forum für zeitgeschichtliche Bildung in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück an. Damals fragten wir danach, „wie wird Geschichte in der Zusammenarbeit von Schule und Gedenkstätte relevant?“ Beiden Schwerpunkten ist die Suche nach neuen Formen der Geschichtsvermittlung gemeinsam. Aus der Erkenntnis heraus, dass, wie wissenschaftliche Untersuchungen vermuten lassen,  der traditionelle Geschichtsunterricht, in dem historische Phasen in chronologischer Folge abgehandelt werden, beim ganz überwiegenden Teil der Schülerinnen und Schüler wenig nachhaltige Wirkung zeigt, suchen Didaktiker und pädagogische Zentren nach anderen Wegen der Vermittlung von Geschichte.

Zwei Schlagworte tauchen dabei in dieser Debatte immer wieder auf: „Vergegenwärtigung“ ist das eine „Subjektorientierung“ das andere. Beide zielen im Grunde auf das Gleiche ab, so scheint es mir. Es geht darum, dass der Geschichtsunterricht stärker an die gegenwärtige Lebenswelt von Jugendlichen anschließt. Doch was dies konkret für die zeithistorische Bildung  im Allgemeinen und die Gedenkstätten im Besonderen bedeutet, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Der Essener Sozialpsychologe Harald Welzer z. B. proklamiert den Umbau der Gedenkstätten in erlebnisorientierte Gegenwartswerkstätten. Viele unter den anwesenden Kolleginnen und Kollegen ist dagegen auch der gerade bei vielen Lehrkräften verbreitete Wunsch bekannt, die von den Orten der Verfolgung und des Leidens der Opfer diktatorischer Systeme primär eine emotionale Wirkung auf ihre Schülerinnen und Schüler erwarten.

Auch in unserem diesjährigen zeitgeschichtlichen Forum wollen wir uns deshalb pädagogische Projekte daraufhin anschauen, wie es gelingen kann, das Interesse von Schülerinnen und Schülern an der Zeitgeschichte durch Bezug auf die lebensweltlichen Gegenwartsbezüge der Jugendlichen zu wecken und wachzuhalten. Dabei wird darauf zu achten sein, inwiefern Gegenwartsbezüge und Subjektorientierung in erster Linie didaktische Mittel sind, um das Interesse an Geschichte zu wecken und durch subjektorientierte Lernmethoden die Nachhaltigkeit zu verstärken oder ob sie die Vergangenheit durch die Gegenwart überformen und damit letztlich in die Falle politischer Instrumentalisierung laufen.

Ich bedanke mich beim Direktor sowie bei den Kolleginnen und Kollegen des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, insbesondere bei Herrn Dr. Janowitz, ganz herzlich für die Gastfreundschaft und für die immer mit erheblichem Arbeitsaufwand verbundenen organisatorischen Vorbereitungen. Allen Referentinnen und Referenten, Moderatorinnen und Moderatoren sowie den critical friends danke ich ebenso schon jetzt ganz herzlich für Ihre Mitwirkung. Mein ganz besonderer Dank aber gilt den Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern, die heute hier sind, um uns ihre pädagogischen Projekte vorzustellen und mit uns zu diskutieren. Uns allen wünsche ich spannende und interessante Diskussionen sowie nette und erhellende Gespräche am Rande.