Sachsenhausen – ein neuer Lagertypus?

SACHSENHAUSEN – EIN NEUER LAGERTYPUS?
DAS KONZENTRATIONSLAGER BEI DER REICHSHAUPTSTADT
IN DER GRÜNDUNGSPHASE

GÜNTER MORSCH
Ausgerechnet im August 1936, als in der Reichshauptstadt Hunderttausende von Berlinern zusammen mit ihren Gästen aus dem In- und Ausland die Olympischen Sommerspiele feierten, mussten ca. 900 KZ-Häftlinge, die die SS aus Esterwegen in die märkische Heide verlegte hatte, mit dem Aufbau der ersten Baracken des Konzentrationslagers Sachsenhausen beginnen . In diesem teilweise zur selbständigen Gemeinde Sachsenhausen gehörenden riesigen Kiefernforst, der sich direkt an die letzten privaten Einfamilienhäuser der ca. 30.000 Einwohner großen Stadt Oranienburg anschloss, wollten die Nationalsozialisten aber nicht nur ein weiteres der zahlreichen kleinen Lager erbauen, wie sie seit der Machtergreifung in großer Zahl bestanden hatten. Vielmehr beabsichtigten die SS-Spitzen an diesem unwirtlichen Ort mit ausdrücklicher Billigung Hitlers ein, wie Heinrich Himmler und Theodor Eicke in zwei unterschiedlichen Briefen aber mit fast gleich lautenden Worten schrieben, „vollkommen neues, jederzeit erweiterungsfähiges, modernes und neuzeitliches Konzentrationslager“ zu errichten, „das allen Anforderungen und Erfordernissen nach jeder Richtung hin gewachsen ist und sowohl in Friedenszeiten als auch für den Mob.-Fall die Sicherung des Reiches gegen Staatsfeinde und Staatsschädlinge in vollem Umfange jederzeit gewährleistet.“

In der neueren wissenschaftlichen Literatur wird daher nicht zu Unrecht darauf hingewiesen, dass mit der Errichtung des neuen Konzentrationslagers bei der Reichshauptstadt auch eine völlig neue Phase in der Entwicklung der Konzentrationslager begann. Mit Sachsenhausen entstand, so schreibt etwa Karin Orth, ein neuer Lagertypus, der zugleich den Beginn des Aufbaus eines vom Inspekteur der Konzentrationslager Theodor Eicke und seiner nicht einmal 100 SS-Leute großen Behörde nach einheitlichen Prinzipien organisierten KZ-Systems markiert. Sachsenhausen wurde zum Prototyp und zum Modell- und Trainingslager dieses neuen KZ-Typus aufgebaut, dessen zentrale Rolle 1938 durch die Verlegung der KZ-Inspektion an den Rand des KZ-Truppenlagers weiter aufgewertet wurde .

Diese starke Akzentuierung der qualitativen Unterschiede in der Entwicklung der Konzentrationslager zwischen den einzelnen Phasen ist ein Ergebnis vor allem der neueren KZ-Forschung seit den neunziger Jahren. Davor hatte man – von Ausnahmen abgesehen – die Konzentrationslager eher als eine sich lediglich quantitativ verändernde Form nationalsozialistischen Terrors betrachtet. Einer der Gründe dafür lag in den zentralen Quellen, die unser Bild der Konzentrationslager entscheidend prägen: Aus der Sicht der Häftlinge, deren Überlebenszeugnisse, Erinnerungen und Darstellungen lange Zeit an erster Stelle die Rezeption des KZ-Systems bestimmten, waren die Unterschiede zwischen dem Terror, dem sie in den frühen Lagern unterworfen waren, und der absoluten Herrschaft der SS in den zahlreichen von der Abteilung D des Wirtschaftsverwaltungshauptamtes in Oranienburg ab 1942 verwalteten Lagern nur graduell. Diese Betrachtungsweise gilt gerade für die deutschen politischen Häftlinge, die teilweise seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in den verschiedensten Konzentrationslagern bis zu ihrer Befreiung beständig um ihr Überleben kämpfen mussten. In manchen Überlebenszeugnissen wurde teilweise sogar der für die Bildung von sozialen Hierarchien in der Häftlingsgesellschaft außerordentlich wichtige „Mythos der Alten“ tradiert, wonach die zumeist im Dunkeln liegende Frühzeit der Lager in mancher Hinsicht viel grausamer und brutaler gewesen sei.

Die neuere wissenschaftliche Literatur dagegen akzentuiert eher die Brüche, Veränderungen und Diskontinuitäten zwischen den unterschiedlichen Stufen und Phasen in der Entwicklung des KZ-Systems. In dieser mehrstufigen Entwicklung des KZ-Systems kommt demnach dem KZ Sachsenhausen als erstem nach der Ernennung Himmlers zum ReichsführerSS und Chef der deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern gegründeten Lager eine besondere Funktion zu; mit ihm entstand ein völlig neuer Lagertypus . An dem soziologischen Ansatz des beeindruckenden Standartwerkes von Wolfgang Sofsky kritisierten insbesondere die Historiker die von ihm analysierte „Ordnung des Terrors“ in den Lagern als ein statisches, im Sinne Max Webers quasi idealtypisches System absoluter Macht, das in der von ihm beschriebenen Form real kaum existiert habe . Dabei werden insbesondere die Lager vor und nach 1936 voneinander unterschieden. Diese neue die qualitativen Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Phasen betonende Sichtweise hat teilweise dazu geführt, die frühen, gelegentlich auch „wilde“ Lager genannten Einrichtungen, die in der Phase seit der Machtergreifung zwischen März 1933 und Sommer 1935 von unterschiedlichen Partei- und Staatsorganisationen eingerichtet worden waren, höchstens noch als Vorformen der „eigentlichen“ Konzentrationslager, wie Sachsenhausen, Buchenwald, Flossenbürg oder Mauthausen, gelten zu lassen. Karin Orth geht sogar soweit, die „Entstehung des KZ-Systems“ auf den Zeitraum der Gründung Sachsenhausens, zwischen Sommer 1936 und Sommer 1937, zu datieren: „An die Stelle der aufgelösten frühen Lager trat ein neuer Lagertypus: das nationalsozialistische Konzentrationslager.“

Vor dem Hintergrund dieser Debatte ist natürlich der Prozess der Gründung und des Aufbaus des KZ Sachsenhausen, als der ersten großen und zudem als Vorbild eines so genannten modernen Konzentrationslagers gebauten Einrichtung, von besonderem Interesse. Ich will daher im Folgenden danach fragen, inwieweit sich im Prozess der Planung, Konzeptionierung und Realisierung des KZ Sachsenhausen grundsätzlich neue Ziele, neue Methoden, neue Organisationsformen und neue Strukturen wieder spiegeln.

1. DER KZ-KOMPLEX
Dabei fällt fast zwangsläufig der Blick als erstes auf den architektonischen Entwurf des neuen Lagers, der von dem jungen, 29 Jahre alten KZ-Baumeister Bernhard Kuiper in wenigen Wochen, wahrscheinlich zwischen Mai und Juli 1936, angefertigt wurde. Für die Konzentrationslager waren bis dahin fast ausschließlich bereits existierende, leer stehende Gebäude genutzt worden: alte Burgen und Schlösser, Zucht- und Arbeitshäuser, Militärkasernen oder Fabrikgebäude, wie im Falle des SA-Lagers Oranienburg eine ehemalige Brauerei. Trotzdem gab es für das Ziel der SS, auf bisher unbebautem Land ein großes Lager mit all seinen notwendigen Infrastruktureinrichtungen quasi aus dem Boden zu stampfen auch Vorbilder: die so genannten Emslandlager, die nicht von der SS oder anderen Parteiorganisationen, sondern vom preußischen Innenministerium gemeinsam mit lokalen Behörden geplant und realisiert wurden. Deren Planungen hatten sich wieder an den Lagern des Freiwilligen Arbeitsdienstes orientiert, die in großer Zahl in der Weimarer Republik bestanden.

Diese architektonische Verschmelzung von Arbeitslagerbewegung und KZ-System, die, wie inzwischen gezeigt werden konnte , bis zum Ende des „Dritten Reiches“ weiter entwickelt wurde, entsprach der sozialdarwinistisch, biologistisch und rassistisch begründeten rigiden Arbeitserziehungsideologie, wie sie in einem Großteil der damaligen Gesellschaft und Öffentlichkeit konsensual war . Bernhard Kuiper war nach Übernahme der Emslandlager durch die SS von Eicke mit Baumaßnahmen beauftragt worden, die einen gewaltigen Ausbau des Lagers zur Folge hatten. Dort hatte er sich bewährt und es lag daher auf der Hand, ihn auch mit der Planung des Konzentrationslagers bei der Reichshauptstadt zu beauftragen, das das KZ Esterwegen ersetzen sollte. In der architektonischen Ausgestaltung von Freiflächen und Gebäuden, wie z. B. in der von kniehohen Knüppelzäunen, kleinen Teichen, Kieswegen und einem Zoo geprägten, weitgehend Natur belassenen Kommandanturbereich, lassen sich daher viele Gemeinsamkeiten zwischen Esterwegen und Sachsenhausen finden. Das, wie Kuiper 1937 im Hinblick auf Sachsenhausen voller Stolz schrieb, „modernste, schönste und größte Lager dieser Art im Deutschen Reich“ orientierte sich in seiner architektonischen Ausgestaltung weniger an nüchternen Militärkasernen oder gar Fabrikanlagen als an den mit Naturromantik und Arbeitsethos verbundenen Lagern der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts immer stärker anschwellenden Arbeitsdienstbewegung.

Die auffallenden Merkmale Sachsenhausens aber, die dem Betrachter der verschiedenen Planentwürfe direkt ins Auge springen, bestehen in der konstruktiven Anlage eines riesigen Dreiecks, in das ein kleineres Dreieck eingeschlossen ist . Obwohl auch diese dreieckige Anlage keine reine Erfindung Kuipers war, sondern der natürlichen Topographie folgte, waren es vor allem zwei Ziele des so genannten modernen Konzentrationslagers, die mit Hilfe dieser markanten geometrischen Figur erfüllt werden sollten: Das neue Lager sollte als ein riesiger Komplex wie eine eigene kleine Stadt gebaut werden. Neben dem eigentlichen Häftlingslager sowie dem Kommandanturstab waren darin auch das Truppenlager, SS-Verwaltungsstellen, SS-Wohnsiedlungen und umfangreiche Werkstätten unterzubringen, in denen die Zwangsarbeit der KZ-Häftlinge produktiv ausgenutzt werden sollte. Das Lager verfügte außerdem über eine komplette eigene Infrastruktur mit Kanalisation, Wasserwerk, Trafohäusern sowie verschiedenen Kasinos, Gärtnereien, Pferdeställen und diversen anderen Funktionsgebäuden.

Durch die räumliche Trennung von Wachtruppe und Kommandanturstab kam Kuiper dem von Eicke durchgesetzten getrennten Unterstellungsmodell nach, das eine weitgehende Selbständigkeit der SS-Totenkopfsoldaten außerhalb des eigentlichen Wachdienstes anstrebte . Indem Kuiper aber alle Teile in einem einzigen Dreieck von 80 Hektar Größe zusammenfügte und durch symmetrische und axiale räumliche Beziehungen miteinander verknüpfte, betonte er die einheitliche Funktion des neuen Typus. Die einzelnen Bereiche des KZ-Komplexes, Häftlingslager, Kommandantur, Arbeitsstätten, Siedlungen und Truppenlager, verhielten sich zueinander wie die unterschiedlichen Bereich einer Stadt, die nur zusammen funktionieren, und deshalb eine Einheit bildeten .

Das zweite bemerkenswerte Charakteristikum der Planentwürfe Kuipers ist die auf ein einziges Zentrum, den in der Mitte der Basis des gleichschenkligen Dreiecks stehenden zentralen Wachturm A, ausgerichtete Anlage des Häftlingslagers. Vor dem Turm A war der halbkreisförmige Appellplatz geplant. Um ihn herum sollten in drei konzentrischen Ringen 47 Gebäude, davon 44 Holzbaracken so hintereinander errichtet werden, dass der auf dem Turm A stehende Maschinengewehrschütze nach jeder Richtung in das Häftlingslager hinein bis hin zur letzten Baracke freie Sicht- und Schussbahnen hatten. Das Prinzip dieser Sichtachsen sollte zweifellos die vollständige Unterwerfung der Häftlinge unter das System der absoluten Macht symbolisieren.

Bislang konnte kein Lager nachgewiesen werden, das dem Architekten als Vorbild gedient haben könnte. Allerdings lassen sich Gefängnisbauten finden, die seit dem 18. Jahrhundert gebaut wurden und mit dem Begriff des Panoptikums bezeichnet werden, die eine ähnliche Funktion erfüllen sollten. Der nach diesem Prinzip von Kuiper fast zur gleichen Zeit in der Form eines „T“’s entworfene und realisierte, dreiflügelige Zellenbau des KZ Sachsenhausen belegt, dass der Architekt diese Vorbilder kannte. Auch was die Konstruktion eines riesigen, weitgehend autarken KZ-Komplexes anbelangt, lassen sich in der Entwicklung der Strafvollzugsanstalten Vorbilder finden . So wurde z. B. die Strafanstalt Brandenburg-Görden als die für die damalige Zeit modernste Einrichtung bereits Ende der Zwanziger Jahre konzipiert und bis 1935 fertig gestellt. Auch in dieser riesigen Anlage sind Hafthäuser, Werkstätten bzw. Fabriken sowie Verwaltungsgebäude und Wohnsiedlungen für die Bediensteten inklusive einer weit verzweigten Infrastruktur in einem Gesamtentwurf integriert, der ebenfalls mit Symmetrien und axialen Beziehungen arbeitet.

Trotzdem stellen die Architekturpläne Kuipers einen ambitionierten Versuch dar, eine Art idealtypischen Entwurf eines neuen Lagertypus’ vorzulegen, dem Modellcharakter beigemessen wurde. In seiner Ausgestaltung spiegelt sich die Ideologie der SS vom modernen Konzentrationslager als eines großen, aus mehreren zusammen gehörenden Teilen bestehenden Lagerkomplexes, in dessen Ausführung totale Macht und Herrschaft der SS gegenüber den Häftlingen nicht nur im Gesamtentwurf, sondern auch in baulichen Einzelelementen und Details architektonische Gestalt annahmen. Das Besondere und Originelle an dem Modelllager Sachsenhausen war jedoch weniger seine architektonische Ausgestaltung, als die Adaption von Vorbildern aus dem Bereich des modernen Strafvollzugswesens einerseits sowie der Arbeitslagerbewegung andererseits durch den Architekten. Die neu zu entwickelnde Form folgte also weniger der neuen Funktion, als dass sie den gewachsenen Anforderungen durch Übertragung aus anderen Bereichen gerecht zu werden suchte. Bezeichnenderweise wurde das Modellager daher fast nirgendwo sonst kopiert. Kuiper verließ bereits im März 1937 die KZ-Inspektion und kehrte nach Papenburg zurück. Das nur ein Jahr nach Sachsenhausen errichtete Konzentrationslager Buchenwald folgte einem ganz anderen architektonischen Entwurf.

In der wissenschaftlichen Literatur ist teilweise gemutmaßt worden, dass der Bau der neuen Lager Himmler und Eicke lediglich den Vorwand boten, um eine eigene bewaffnete Truppe in Konkurrenz zur Wehrmacht aufzubauen. Dabei wird nicht zu Unrecht darauf verwiesen, dass die Tätigkeit speziell der Totenkopfwachverbände nur zu einem geringeren Teil in ihrer eigentlichen Aufgabe, der Bewachung der KZ-Häftlinge, bestand. Den größeren Teil ihres Dienstes verbrachten sie vielmehr bei allgemeinen militärischen Übungen. Dieses „Missverhältnis“ zwischen der Anzahl der für den Wachdienst benötigten SS-Leute einerseits und der Gesamtzahl der Angehörigen der Konzentrationslager-SS andererseits bestand aber schon in den meisten der frühen Lager. Der Aufbau des Konzentrationslagers Sachsenhausen veränderte diese bereits bestehenden Relationen zunächst nicht entscheidend.

Sachsenhausen wurde offiziell als Nachfolgeeinrichtung der Lager Esterwegen und Berlin-Columbia bezeichnet. Zum Teil gingen auch zumindest zeitweise bestimmte Funktionen der Lager Lichtenburg und Sachsenburg auf das KZ bei der Reichshauptstadt über. Was die Wachverbände anbelangt, so verschmolzen der IV. Totenkopfsturmbann „Ostfriesland“, der von SS-Standartenführer Otto Reich befehligt wurde, mit dem V. Totenkopfsturmbann „Brandenburg“, an dessen Spitze Obersturmbannführer Michael Lippert stand, zur 2. Totenkopfstandarte „Brandenburg“. Otto Reich, der von Eicke zum Führer der Standarte ernannt wurde, befehligte ein Jahr nach der Zusammenlegung eine lediglich um ein knappes Drittel angewachsene Truppe, deren Zuwachs ganz überwiegend aus SS-Männern der vor der Auflösung stehenden Lager Lichtenburg und Sachsenburg bestand. Damit zählte die 2. Totenkopfstandarte „Brandenburg“ im Juli 1937 1.375 SS-Männer, die zum gleichen Zeitpunkt rund 3.000 Häftlinge des KZ Sachsenhausen bewachten. Auf einen SS-Wachmann kamen damit etwa 2 Häftlinge, ein Missverhältnis, das sich aber gegenüber den frühen Lagern zugunsten der SS kaum verstärkt hatte.

Was die Anzahl der Kommandanturangehörigen anbelangt, so konnte der Inspekteur sogar einen leichten Personalrückgang für seine Haushaltsstelle verbuchen. Aus 44 Kommandanturangehörigen im KZ Esterwegen und 34 im KZ Berlin-Columbia sowie weiteren SS-Leuten aus anderen Lagern und einigen Neuzugängen bildete der erste Kommandant von Sachsenhausen, Karl Otto Koch, seinen bei seinem Weggang nach Buchenwald im Juli 1937 lediglich aus 68 SS-Männern bestehenden Stab, der in den unmittelbar vor dem Häftlingslager liegenden Baracken des Kommandanturbereichs untergebracht war.

Auch die Baupläne Kuipers sowie seines Nachfolgers Robert Riedl lassen die späteren Dimensionen des SS-Truppenlagers, in dem im Krieg mehr als 3.000 Totenkopfsoldaten zusammen mit zahlreichen zentralen Dienststellen und Einrichtungen der SS untergebracht waren, noch nicht erkennen . Zwar war das vom preußischen Forstamt angemietete Areal groß genug, um zukünftige Expansionen der SS im wahrsten Sinne des Wortes Raum zu geben. Aber die anfängliche Planung Kuipers zum Aufbau der Kasernen und sonstigen Gebäude des Truppenlagers stellte zunächst nicht einmal für den Umzug des 3. Sturmbanns aus dem Oranienburger Schloss genug Platz zur Verfügung, weshalb er schon bald abgeändert werden musste. Sicher, das bereits 1936 geplante SS-Truppenlager war hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Fläche riesig und übertraf die bisherigen Dimensionen der frühen Lager bei weitem, aber der entscheidende Ausbau des Lagers zum multifunktionalen Militärkomplex begann frühestens erst 1938.

2. ORGANISATION UND VERWALTUNG
Himmler und Eicke erweckten in ihren Reden und Schreiben häufig den Eindruck, als seien Organisation und Verwaltung der großen Konzentrationslager, die sie ab 1936 errichteten, nach dem Vorbild des Konzentrationslagers Dachau strukturell grundsätzlich neu gestaltet worden. Erst die SS habe, so ihre Darstellung, Ordnung in das bis dahin herrschende Verwaltungschaos der Konzentrationslager gebracht. Manche Historiker übernehmen diese apologetischen Übertreibungen. Wie ich aber an anderer Stelle ausgeführt habe , unterscheiden sich die Verwaltungsstrukturen der frühen Lager kaum voneinander. Lediglich die unter der Verwaltung des preußischen Innenministers stehenden Emslandlager machten eine Ausnahme. Die in fünf Abteilungen, Stab, Politische Abteilung, Schutzhaftlager, Verwaltung und Sanitätsabteilung, gegliederte Struktur der KZ-Kommandantur überstand erstaunlicherweise fast unverändert alle quantitativen Wachstumssprünge und qualitativen Veränderungen des KZ-Systems vom Beginn bis zum Ende des „Dritten Reiches“.

Mit dem meinen bisherigen Kenntnissen nach erst viel später entstandenen Begriff des „Dachauer Modells“ verbindet sich jedoch im Besonderen die organisatorische Trennung von Wachverbänden und Kommandantur. Doch diese ohnehin in vielfacher Hinsicht weiche Zuständigkeitsregelung, durch die die SS-Totenkopfwachverbände außerhalb ihres eigentlichen Wachdienstes der Befehlsgewalt des Kommandanten entzogen werden sollte, wurde bereits 1934/35 in den sukzessive von der SS übernommenen Lagern eingeführt . Sie kann deshalb nur eingeschränkt als eines der entscheidenden Unterschiedsmerkmale zu den frühen Lagern angeführt werden. Darüber hinaus sind in der historischen Forschung zu den frühen Lagern die tatsächlichen Befehlswege und Unterordnungsverhältnisse noch nicht genügend erforscht. Gerade in der neueren Forschung wird auf die Unterscheidung zwischen den Angehörigen der Kommandantur einerseits und der SS-Wachtruppen andererseits großen Wert gelegt. Im Hinblick auf die Täterforschung – die Angehörigen der SS-Totenkopfwachmannschaften beriefen sich größtenteils erfolgreich bei den Gerichten auf diese Zuständigkeitsregelung – wäre es m. E. wichtig, die Verschränkungen und Überlagerungen zwischen beiden SS-Organisationseinheiten genauer als bisher zu betrachten.

Kamen bei den frühen Konzentrationslagern Wachmannshaften ebenso wie Kommandanturangehörige aus unterschiedlichen Organisationen der NS-Bewegung sowie des Staates, so wurden die Lager allmählich immer mehr zur alleinigen Domäne der SS. Dieser Monopolisierungsprozess in der Entwicklung der Konzentrationslager war jedoch nur ein Aspekt, wahrscheinlich nicht einmal der wichtigste, der so genannten allgemeinen Verreichlichung der Polizei, an dessen Ende Himmler im April 1936 in Personalunion von Hitler zum Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern ernannt wurde. So wie seit der Machtergreifung in den Ländern ein Polizeiministerium nach dem anderen durch Himmler und Heydrich übernommen wurden bis schließlich auch in Preußen die letzten Bastionen fielen, so reiste Theodor Eicke als Inspekteur mit einer Truppe entschlossener und erfahrener KZ-Offiziere, unter ihnen auch Karl Otto Koch, im Schlepptau ihrer beiden Chefs zu den verstreut liegenden frühen Lagern, um Konkurrenten abzusetzen und die Macht zu übernehmen. Die allmähliche Übernahme der Konzentrationslager durch die SS war also in erster Linie das Ergebnis eines für Himmler erfolgreichen Machtkampfes gegen konkurrierende Institutionen und weniger einer bewussten Entscheidung des Regimes für ein bestimmtes Konzentrationslager-Modell, wie es der Reichsführer SS und sein KZ-Inspekteur gerne behaupteten. Die fast 500 Fotographien des Dienstalbums von Karl Otto Koch bebildern einzelne Stationen dieser drei Jahre dauernden „Machtergreifungsrundreise“, die nach der Ermordung der obersten SA-Spitze relativ unproblematisch verlief, in eindrücklicher Weise .

3. DIE KONZENTRATIONSLAGER-SS
Auf Kontinuität und weniger auf Erneuerung war daher auch die Politik des KZ-Inspekteurs angelegt, was die Personalbesetzung der Konzentrationslager-SS im KZ bei der Reichshauptstadt anbetrifft. Der ausgewählte Kommandant gehörte selbst zu den so genannten alten Kämpfern und Landsknechtnaturen, die, geprägt durch ihre Erfahrungen im Ersten Weltkrieg, nur mühsam in das zivile Berufsleben zurückfanden und anstatt dessen in den Kampfverbänden der Nazis ihre Erfüllung und ihre Karriere suchten. Schon bald nach der Machtergreifung fanden sie in den Konzentrationslagern das ihren persönlichen Prägungen entsprechende Betätigungsfeld und wechselten in kurzen Abständen in unterschiedliche Funktionen der Lager, die zur SS gehörten. Karl Otto Koch war zunächst Kommandant in Sachsenburg, dann Führer der Wachtruppen in Esterwegen, Schutzhaftlagerführer in Lichtenburg, Adjutant in Dachau, Kommandant in Berlin-Columbia und schließlich Kommandant in Esterwegen, bevor er die Leitung des ersten der neuen großen Lager in Sachsenhausen übernahm. Um sich herum sammelte er ein Abteilungsleiterchor von SS-Führern, die ihm in Lebenslauf, Bildung, politischer Einstellung und Charakter sehr ähnlich waren und die er im Laufe seiner KZ-Karriere persönlich kennen gelernt hatte: seinen Adjutanten Hans Zeysing brachte er aus dem KZ Berlin-Columbia mit, der Leiter der Politischen Abteilung, Heinrich Kortenstädde, der Führer der Schutzhaftlagerabteilung, Jacob Weiseborn, sowie der Verwaltungsleiter, Franz Xaver Kraus, schlossen sich ihm in Esterwegen an. Das gleiche gilt auch für den Führer der Totenkopfstandarte Otto Reich. Der preußische Weltkriegsoffizier trat bereits 1930 der SS bei und leitete vor seiner Abkommandierung nach Sachsenhausen, wie bereits erwähnt, den Totenkopfverband „Ostfriesland“ in Esterwegen. Lediglich bei den Lagerärzten, Dr. Karl Heinz Schröder, Dr. Walther Pfitzner und Dr. Ludwig Ehrsam, lassen sich bisher keine persönlichen Beziehungen zu Koch finden. Alle Lagerärzte aber waren früh in die NS-Bewegung eingetreten und verfügten als Truppenärzte bei den Totenkopfwachverbänden über einschlägige Erfahrungen .

Ein wenig, jedoch nicht grundsätzlich anders stellt sich die uns bisher bekannte Zusammensetzung des SS-Unterführerchors im KZ Sachsenhausen dar. Eine nur geringfügig kleinere Gruppe der SS-Unterführer stammte aus der Generation der Kriegsjugendlichen, war bereits vor der Machtergreifung in NS-Verbände, zumeist die SS, eingetreten und ließ sich gleich danach in die Konzentrationslager versetzen. Die meisten waren mit den SS-Führern kameradschaftlich verbunden, auch wenn sie geringfügig jünger waren und anders als ihre Vorgesetzten nicht aus der Mittelschicht, sondern überwiegend aus der Unterschicht stammten und nicht einmal über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten. Es kann angenommen werden, dass die meisten dieser SS-Unterführer aufgrund persönlicher und dienstlicher Bindungen von den SS-Offizieren aufgrund persönlicher Empfehlungen in das Lager bei der Reichshauptstadt mitgenommen wurden.

Eine geringfügig größere Gruppe der SS-Unterführer aber war mit 20-25 Jahren viel zu jung, um ähnliche Gruppenmerkmale aufweisen zu können. Die meisten von ihnen verfügten über eine abgeschlossene Berufsausbildung und traten weniger aus Mangel an Alternativen oder aus Verlegenheit, sondern aus Überzeugung und aus Karrierestreben gezielt der Konzentrationslager-SS bei. Bei diesen SS-Unterführern handelte es sich offensichtlich um einen anderen, neuen Täter-Typus, der sich durch besonderen Ehrgeiz, Fanatismus und Rücksichtslosigkeit auszeichnete. Nicht wenige von ihnen schafften später über zahlreiche Karrierestufen hinweg einen Aufstieg bis zum SS-Offizier oder machten sich, wie der Chef der Krematorien in Auschwitz und Leiter zweier Mordkommandos in Ravensbrück und Sachsenhausen gegen Ende des Krieges, Otto Moll, auf andere Weise einen Namen in der Geschichte der Konzentrationslager. Selbst unter diesen ehrgeizigen, als besonders brutal geltenden jungen SS-Unterführern befand sich jedoch kein völliger Neuling. Alle hatten zuvor Erfahrungen in Wachverbänden oder sogar in anderen Kommandanturstäben gesammelt. Erfahrung, Gewöhnung und Bewährung im KZ-Dienst wurden von Eicke und Koch selbst bei diesen jungen SS-Männern für die Personalauswahl bei der Besetzung des Kommandanturstabes voraus gesetzt.

Völlig anders als in vielen frühen Lagern, auf jeden Fall jedoch als im SA-Lager Oranienburg, stellt sich die regionale Herkunft der Angehörigen des Kommandanturstabes dar. Während der ganz überwiegende Teil der Täter des KZ Oranienburg aus der Region Brandenburg-Berlin stammte, kam nach dem bisherigen Forschungsstand kein einziger SS-Führer oder –Unterführer aus einer der Städte oder Gemeinden der Mark. Selbst aus der nur acht Kilometer entfernten Reichshauptstadt mit ihren mehr als 4 Millionen Einwohnern fand offenbar nur ein einziger Berliner SS-Unterführer im Kommandanturstab des KZ Sachsenhausen Verwendung. Dies ist umso erstaunlicher als, wie bereits dargestellt, der Großteil der Kommandanturangehörigen des KZ Berlin-Columbia von Koch übernommen wurde und auch das quantitativ größte Personalreservoir für den neu zu bildenden Kommandanturstab, der SS-Wachverband „Brandenburg“ unter Michael Lippert, seit Anfang 1935 im Schloss Oranienburg residierte. Dagegen überwog bei der regionalen Herkunft der Konzentrationslager-SS des im Kernland Preußens liegenden KZ Sachsenhausen die weiß-blaue Landsmannschaft. Darin scheint sich die besondere Rolle Bayerns in der Entwicklung der NS-Bewegung und bei der Durchsetzung des SS-Staates nach der Machtergreifung wiederzuspiegeln. Insoweit unterstreicht die regionale Herkunft der SS-Männer das bereits aufgrund anderer Merkmale gezeichnete Bild eines Kommandanturstabes in Sachsenhausen, der sich überwiegend aus miteinander persönlich bekannten, alt gedienten, durch Kameraderie voneinander abhängigen, in ihrem Lebens- und Berufsweg relativ ähnlichen „alten Kämpfern“ und erfahrenen KZ-Wächtern zusammensetzte.

4. DIE HÄFTLINGE
Einer der Hauptgründe für den Bau der neuen Lager und die Schließung der alten war nach Ansicht vieler Historiker der Übergang des NS-Terrorpolitik von der Verfolgung der politischen Gegner zur politischen, sozialen, biologischen und rassischen Generalprävention . In Vorbereitung des beabsichtigten Weltkrieges und in der Konsequenz der Ideologie der völkischen Leistungsgemeinschaft sollten in den Lagern nicht nur kurzfristig, sondern teilweise auch auf Dauer potentielle politische Unruhestifter, unerwünschte soziale Minderheiten und angeblich rassisch Minderwertige isoliert werden. Inwieweit, so ist zu fragen, wirkte sich diese veränderte Zielstellung bereits 1936/37 auf die Anzahl und die Zusammensetzung der Häftlinge im KZ Sachsenhausen aus?

Himmler und Eicke hatten zwar vom Architekten gefordert, das neue Lager so zu bauen, dass es jederzeit erweiterungsfähig sei, aber offenbar waren die Vorstellungen der Chefs des KZ-Systems, wie viele Häftlinge in Sachsenhausen interniert werden sollten, nicht so konkret, dass Kuiper darauf seine Planungen hätte ausrichten können. Auf den ersten Entwürfen lassen sich in den ursprünglich geplanten drei Barackenringen 34 Wohnbaracken erkennen. Bei einer damaligen regulären Belegung jeder Baracke mit 146 Häftlingen ließen sich 5.100 Häftlinge unterbringen, maximal bei Umnutzung von Funktionsgebäuden 6.000. Durch den Bau eines vierten Barackenrings, der vom Architekten ursprünglich nicht beabsichtigt war, und eine stärkere Belegung der Baracken ließ sich die Kapazität des Konzentrationslagers bei der Reichshauptstadt auf über 10.000 Häftlinge steigern. Daran aber war weder von den Auftraggebern Kuipers noch vom Architekten selbst gedacht worden, weshalb noch 1937 weder Himmler noch Eicke, wie ihre Briefe belegen, die prinzipielle Schwäche des Modellentwurfs Kuipers, nämlich dass das Lager eben nicht beliebig erweiterbar war, nicht einmal bewusst gewesen zu sein scheint. Erst 1938, nach der so genannten 2. Asozialenaktion, als mehr als 6.000 neue Häftlinge in das märkische Lager getrieben wurden, erkannten sie den entscheidenden Nachteil der Geometrie des totalen Terrors.

Mit einer potentiellen Gesamtzahl von 5.-6.000 Häftlingen übertraf das neue Lager sicher bei weitem die jeweiligen Kapazitäten der frühen Lager. Selbst wenn man bedenkt, dass Sachsenhausen die Nachfolge der geschlossenen Lager Esterwegen und Berlin-Columbia sowie zum Teil auch von Lichtenburg und Sachsenburg antreten sollte, so bleibt doch ein deutlicher Zuwachs erkennbar. Daraus lässt sich zweifelsohne zurück schließen, dass die Planer des KZ Sachsenhausen mit einer Zunahme der allgemeinen Häftlingszahlen rechneten, allerdings offenbar nicht in dem Umfang, wie er 1938 stattfand. Dass die Dimensionen des KZ-Systems wachsen sollten, darüber war man sich offenbar einig, wie stark jedoch wusste anscheinend niemand und alle, selbst Himmler und Eicke, scheinen selbst die kommende kurz- und mittelfristige Entwicklung unterschätzt zu haben.

Ganz ähnlich, nämlich als ein Zuwachs, der jedoch zunächst relativ moderat ausfiel, stellt sich die reale Entwicklung der Gesamtzahl der Häftlinge des KZ Sachsenhausen im ersten Jahr des Bestehens dar. Im November 1936, nachdem die Transporte aus den aufzulösenden Lagern Esterwegen, Berlin-Columbia und Lichtenburg, alle angekommen waren, befanden sich etwa 1.600 bis 1.700 Häftlinge in Sachsenhausen, was sich ganz überwiegend aus der Zusammenlegung der Häftlinge erklären lässt. Bis zum Weggang Kochs im Juli 1937 nach Buchenwald stieg die Anzahl der KZ Häftlinge auf maximal ca. 3.000 an. Darunter befanden sich als weitaus größte Einzelgruppe 758 Häftlinge aus dem bei Chemnitz liegenden Lager Sachsenburg. D. h. es bleibt eine tatsächliche Steigerung der Häftlingszahlen um maximal 500-600 Personen, also um ca. 20 Prozent.

Hinter diesem relativ moderaten, allgemeinen Anstieg der Häftlingszahlen in Sachsenhausen verbergen sich neben relativ geringen, aber regelmäßigen Einlieferungen von Einzelpersonen bzw. Kleingruppen vor allem zwei größere Verhaftungsaktionen: Im März 1937 wurden innerhalb von acht Tagen in großen Massentransporten 440 Personen nach Sachsenhausen verschleppt, die die Lagerverwaltung als so genannte Befristete Vorbeugungshäftlinge registrierte und in die eigens für diese Häftlingskategorie vorgesehen Baracken einwies. Wenige Wochen später, im Zeitraum vom 8. bis zum 23 April 1937 trafen in mehreren Massentransporten insgesamt 129 so genannte Zugänge ein, die alle als politische Häftlinge mit roten Streifen an der Häftlingskleidung gekennzeichnet wurden. Bei beiden Aktionen handelte es sich um die direkten Folgen der neuen präventiven Verhaftungspolitik des SS-Staates. Anfang 1937 erließ die Kriminalpolizei eine Reihe von Verordnungen und Erlassen zur präventiven Verbrechensbekämpfung , der im März eine erste Verhaftungswelle von ganz überwiegend kleinkriminellen Mehrfachtätern folgte . Bei den Häftlingen der Verhaftungsaktion im April 1937 handelte es sich dagegen hauptsächlich um, wie es in einem Begleitbrief der Gestapo Düsseldorf hieß, „alte KPD-Funktionäre“, die aufgrund einer im Geheimen Staatspolizeiamt Berlin beschlossenen Aktion in allen Bezirken und Gestapostellen des Rheinprovinz zwischen Dinslaken und Düsseldorf sowie zwischen Wuppertal und Mönchengladbach festgenommen wurden. An der weitgehend quantitativ gleichen Verteilung der Verhaftungszahlen über alle 9 betroffenen Städte und Bezirke hinweg ist der präventive Charakter dieser „Aktion gegen die illegale KPD“, wie es im Begleitbrief heißt, ablesbar. Auch die Betroffenen erklärten sich später ihre Verhaftung damit, dass die Gestapo weitere Fluchten von Kommunisten zur Unterstützung der republikanischen Truppen im spanischen Bürgerkrieg habe verhindern wollen .

Es ist ferner danach zu fragen, ob die gegenüber der bisher dominierenden politischen Verfolgung in den frühen Lagern stärker nach sozialen, eugenischen und rassischen Kriterien orientierte Präventionspolitik auch zu einer unterschiedlichen Zusammensetzung der Häftlingsgesellschaft entsprechend den von der SS benutzten stigmatisierenden Häftlingskategorien führte. Auch in Sachsenhausen blieben zunächst die vier großen Häftlingsgruppen bestehen: Die SS unterschied zur damaligen Zeit zwischen „Besserungs“- und „Vorbeugungshäftlingen“ sowie „Schulungs- und Schutzhäftlingen“. Diese Gruppen wurden im Lager durch unterschiedlich farbige Stoffstreifen unterschieden, bzw. erhielten keinerlei Kennzeichnung, was für die „Besserungshäftlinge“ galt. Obwohl die Zugehörigkeit zu diesen allgemeinen Gruppen häufig sehr willkürlich war und die wirklichen Verhaftungsgründe nicht in jedem Fall wieder spiegelt, lassen sich diese vier Gruppen aus der Sicht der Verfolger folgendermaßen beschreiben: Bei den so genannten Besserungshäftlingen handelte es sich vorwiegend um eine Gruppe österreichischer, in deutlich geringerer Anzahl auch deutscher Nationalsozialisten, die wegen Verstößen gegen die Disziplin durch Organisationen der Partei, insbesondere durch die SS, interniert wurden. Zu den so genannten Befristeten Vorbeugungshäftlingen zählten vor allem kriminelle Mehrfachtäter, die durch die Kriminalpolizei verhaftet wurden. Die Einweisung von „Schulungshäftlingen“ ging angeblich auf eine Weisung Hermann Görings zurück. Bei ihnen handelte es sich größtenteils um emigrierte Personen, die aus dem Ausland, zumeist aus der Sowjetunion, nach Deutschland zurückgekehrt waren. Zu den so genannten Schutzhäftlingen schließlich zählte die Gestapo alle Häftlinge, die aufgrund des Schutzhafterlasses vom 28. Februar 1933 durch die Gestapo verhaftet wurden.

Somit orientierte sich die von der Lager-SS vorgenommene allgemeine Einteilung der Häftlinge zu dieser Zeit immer noch vorwiegend an polizeilichen und verwaltungstechnischen und weniger an sozialen, eugenischen und rassischen Kriterien, die sich erst ab Ende 1938 immer stärker durchsetzten. Eine gesonderte Kennzeichnung oder auch nur eine getrennte Auflistung von so genannten Asozialen und Zigeunern erfolgte nicht, so dass wir auf der Grundlage der KZ-Verwaltungsakten keine Angaben über deren Anzahl bzw. sogar über deren Vorhandensein im Lager Sachsenhausen machen können. Gesondert erfasst wurden allerdings so genannte, Bibelforscher, 175-iger, also Homosexuelle, sowie Juden. Die beiden letzteren Gruppen kennzeichnete die SS durch einen zusätzlichen blauen oder schwarzen bzw. durch einen gelben Punkt. Während Homosexuelle nicht zuletzt wegen ihrer geringen Anzahl, selten mehr als 10 Personen, auf die unterschiedlichen Kompanien(bzw. Blöcke) verteilt wurden, fasste man die etwa 50 jüdischen „Schulungs“- bzw. „Schutzhäftlinge“ in einer eigenen so genannten „Judenkompanie“ zusammen, wohingegen die als „Vorbeugungshäftlinge“ eingelieferten Juden auf die Kompanien der Kriminellen verteilt wurden. Im Februar 1937 befahl Reinhard Heydrich, alle Juden, einschließlich der jüdischen „Vorbeugungshäftlinge“ in das KZ Dachau zu transportieren, wo die jüdischen Häftlinge aller Lager aus m. W. bisher nicht bekannten Gründen zusammengefasst werden sollten. Ähnlich waren jüdische Häftlinge auch in den frühen Lagern erfasst, gekennzeichnet und in eigenen Jugendkompanien unter besonders entwürdigenden Bedingungen eingesperrt worden. Auch die insgesamt relativ geringe Anzahl von jüdischen Häftlingen, die ganz überwiegend wegen ihrer politischen Gegnerschaft zum Nationalsozialismus verhaftet worden waren, belegt m E., dass die Inspektion eine durchgreifende Veränderung der KZ-Inhaftierung nach rassischen Kriterien erst später veranlasste, erstmals wohl in relevantem Umfang im Zuge der Zweiten Asozialenaktion im Juni 1938 .

Einschneidend dagegen gestalteten sich die Veränderungen in der Häftlingsgesellschaft durch die Masseneinlieferungen infolge der neuen Verordnungen zur präventiven Verbrechensbekämpfung. Waren im Herbst 1936 doppelt so viele politische „Schutzhäftlinge“ in Sachsenhausen als „Kriminelle“, so näherte sich dieses Verhältnis nach den Masseneinlieferungen einem Gleichstand zwischen beiden Gruppen an mit den entsprechenden Konsequenzen für die Aufteilung der Funktionen in der so genannten Häftlingsselbstverwaltung und vielen anderen Auswirkungen im KZ-Alltag. Allerdings verließen viele „Vorbeugungshäftlinge“ schon nach wenigen Monaten das Lager wieder, der Großteil von ihnen wurde zweifellos entlassen. Dadurch sowie durch die bereits erwähnte Verhaftungsaktion gegen rheinische Kommunisten verschob sich das Zahlenverhältnis erneut. In dieser Zeit übertraf die Anzahl der „Politischen“ die der „Kriminellen“ durchschnittlich um ca. 30 Prozent. Schließlich gerieten die mit grünen Stoffstreifen gekennzeichneten „Vorbeugungshäftlinge“ gegenüber den „Roten“ für kurze Zeit sogar in eine eindeutige Mehrheitsposition, da von den im Juli 1937 eingelieferten Häftlingen aus der Sachsenburg fast Zweidrittel so genannte Kriminelle waren. Trotzdem kann man zusammenfassend feststellen, dass in der gesamten Aufbauzeit des Konzentrationslagers bei der Reichshauptstadt die „Schutzhäftlinge“ ebenso wie in den meisten frühen Lagern in der Mehrheit waren, einer Mehrheit allerdings, die starken Schwankungen unterlag und die von einer eindeutigen Dominanz vor allem im ersten halben Jahr der Existenz des Lagers bis zum kurzfristigen Gleichstand zwischen den beiden Häftlingsgruppen reichte. Dass durch die Einlieferung der „Sachsenburger“ für wenige Monate die politischen Häftlinge in die Minderheit gerieten, verweist m. E. vor allem auf die Notwendigkeit, auch die Zusammensetzung der Häftlingsgesellschaft in den frühen Lagern besser und genauer als bisher zu erforschen.
5. GEWALT UND TERROR
Besonders schwierig ist es, den Alltag der KZ-Häftlinge unterschiedlicher Lager und Phasen miteinander zu vergleichen, vor allem auch deshalb, weil dabei so viele Aspekte zu behandeln wären, wie dies in einem notwendigerweise im Umfang beschränkten Aufsatz kaum zu leisten ist. Ich möchte daher im Folgenden ausschließlich nach dem Ausmaß von Gewalt und Terror in der Aufbauzeit des KZ Sachsenhausen fragen. Soweit sich eine solche Frage überhaupt operationalisieren lässt, so liefert uns wohl die so genannte Todesrate die einzigen, allerdings nicht einfach zu interpretierenden Anhaltspunkte dafür. Denn die Anzahl der Toten im Verhältnis zur Gesamtzahl der KZ-Häftlinge hing nicht nur von Gewalt und Terror, sondern auch von den Lebens- und Arbeitsbedingungen ab. Während letztere aufgrund vor allem der zu erledigenden Aufbauarbeiten, wie Bäume roden, Stubben ausgraben, Gräben ziehen und Gebäude errichten, wie die meisten Arbeiten, die unter freiem Himmel verrichtet werden mussten, als besonders schlecht und gefährlich beurteilt werden können, war die Versorgung mit Lebensmitteln und sonstigen Waren des täglichen Bedarfs in dieser Zeit wahrscheinlich relativ auskömmlich. Von einem starken Hungergefühl wurde wohl auch 1936/37 täglich eine Mehrheit der KZ-Häftlinge gequält, und in der Folge traten allgemeine Körperschwäche und andere leichte Mangelerscheinungen auf; von einem Verhungern jedoch, wie es spätestens nach Kriegsanfang massenhaft in den Lagern stattfand, wird auch in den Erinnerungsberichten der Überlebenden in keinem einzigen mir bekannten Fall berichtet.

Die Namen von 36 Opfern, die in der Zeit zwischen dem 9. November 1936 und dem 28. Juli 1937 von den Standesämtern in Oranienburg und Berlin registriert wurden, sind bekannt. Auf weitere Opfer gibt es deutliche Hinweise, so dass eine Gesamtzahl von etwa 50 KZ-Opfern geschätzt werden kann, die in den zwölf Monaten der Aufbauzeit von Sachsenhausen infolge der Lagerbedingungen starben, bei den schweren Aufbauarbeiten verunglückten, von den SS-Männern zu Tode gefoltert oder ermordet wurden. Geht man von einer durchschnittlichen Anzahl von etwa 2.000 Häftlingen im gleichen Zeitraum aus, so lässt sich daraus eine jährliche, durchschnittliche Todesrate von 2,5 Prozent errechnen. Das ist gegenüber den späteren Todesraten in Sachsenhausen zweifellos eine vergleichsweise sehr niedrige Zahl. Doch der Maßstab, an dem diese Zahlen gemessen werden, können nicht nur spätere Phasen der Entwicklung des KZ-Systems sein oder gar die Todesfabriken der Vernichtungslager, sondern auch die frühen Lager, über die jedoch bisher nur wenige präzise Angaben vorliegen. Für Sachsenhausen liegt der Vergleich mit dem KZ Oranienburg nahe. In dem dortigen, mitten in der Stadt eingerichteten Lager sind in den 17 Monaten seines Bestehens zwischen März 1933 und Juli 1934 von etwa 3.000 KZ-Häftlingen mindestens 16 verstorben bzw. ermordet worden . Vor dem Hintergrund dieser durchaus vergleichbaren Zahlengrundlagen wird die sich allmählich steigernde Brutalität und Radikalisierung des Terrors in den Konzentrationslagern deutlich, die auch in der Aufbauzeit von Sachsenhausen nachweisbar ist.

Was Misshandlungen und Folter, Totschlag und Mord anbelangt, so gab es im Übrigen im KZ Sachsenhausen nur wenige Exzesstaten, die von der SS noch nicht angewandt wurden: Das Zusammenschlagen der Häftlinge gehörte zum täglichen Umgang, aber auch grausame Torturen, wie das Eingraben in Sandlöcher, das Bespritzen mit kaltem Wasser, das stundenlange Appellstehen oder künstlich herbei geführte Unfälle. Solche und ähnliche Gewaltakte finden sich in allen Erinnerungsberichten der Zeitzeugen der Aufbaujahre. Auch die offiziellen Lagerstrafen wurden angewandt, von der Dunkelhaft über das Bockschlagen bis hin zum Pfahlhängen. Die Todesstrafe wurde allerdings noch nicht öffentlich vollstreckt. Von den Überlebenden wird als eine der grausamsten Vorkommnisse in dieser Phase das über die Weihnachtsfeiertage 1936/37 andauernde Anhängen von sechs Vorbeugungshäftlingen an Pfählen berichtet. Zusammen mit einem weiteren kriminellen Häftling waren sie aus dem Lager geflüchtet. Das tagelang andauernde Martyrium der sechs nach relativ kurzer Zeit wieder ergriffenen Flüchtlinge, deren Strafe der Kommandant Koch persönlich angeordnet hatte, (der siebte Flüchtling konnte 1940 in Holland gefasst werden und die SS sperrte ihn sofort nach der Ankunft in den Zellenbau) wurde selbst außerhalb des Lagers und außerhalb Deutschlands bekannt. Anna Seghers nutzte den Bericht als historische Vorlage für ihren berühmten Roman „Das siebente Kreuz“.

Neben Fällen von so genannten „Erschießungen auf der Flucht“ sind auch mehrere Morde, hauptsächlich an Juden, im gerade erst fertig gestellten Zellenbau belegt. Dabei erregte die über fast eine ganze Woche sich hinziehende besonders grausame, aus antisemitischen Motiven heraus begangene Mordtat am ehemaligen Landgerichtsrat und Mitglied der Bekennenden Kirche Friedrich Weißler großes Aufsehen . Die versuchte Vertuschung des Mordes im Februar 1937 als angeblicher Selbstmord durch ein falsches Gutachten des Lagerarztes misslang, woraufhin die Generalstaatsanwaltschaft Berlin Untersuchungen aufnahm und eine Sektion durch unabhängige Ärzte veranlasste. Vor dem Landgericht Berlin wurde schließlich Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge gegen zwei der zum Zeitpunkt der Inhaftierung Weißlers im Zellenbau diensthabenden Blockführer erhoben. Während der eine Blockführer in der Haft Selbstmord beging, wurde der andere zu einer geringfügigen Haftstrafe verurteilt. Eicke gab die Ausstoßung aus der SS und das Gerichtsurteil, das inzwischen selbst bei Goebbels wegen möglicher ausländischer Zeitungsberichte für Unruhe gesorgt hatte, in der Presse der SS öffentlich bekannt und verband diese mit einem allgemeinen Verbot von Misshandlungen von Häftlingen.

Der Mord an Weißler und die Folgen sind u. a. deshalb von besonderem Interesse, weil durch diese deutlich wird, dass die Ausschaltung der Justiz aus den inneren Angelegenheiten der Konzentrationslager 1937 immer noch nicht vollendet war. Dies gelang erst durch die Bildung einer eigenen SS-und Polizeigerichtsbarkeit nach Kriegsbeginn . Allerdings war die schrittweise Selbstsuspendierung des Normenstaates bereits sehr weit voran geschritten. Die Staatsanwaltschaft schränkte von sich aus die Ermittlungen auf den Kreis kleiner Blockführer ein, stufte den Mord aus niederen Motiven – einer der Angeklagten hatte sich bei den Vernehmungen offen zu seinem Judenhass bekannt – zu einer Körperverletzung herab, unterließ jegliche Untersuchungen hinsichtlich der Verantwortung von Vorgesetzten, wie des Kommandanten oder des Lagerarztes, und schloss vor allen Hinweisen auf weitere Morde im Zellenbau fest ihre Augen. Das Landgericht Berlin folgte der Staatsanwaltschaft darin und fällte ein sehr niedriges Urteil. Ähnliche Handlungsweisen der Justiz sind auch von den frühen Lagern, insbesondere aus Dachau und aus Oranienburg, bekannt.

Wichtigste Camouflage des Maßnahme- gegenüber dem Normenstaat waren zweifellos die Lagerordnung für die Häftlinge und die Disziplinarordnung für die SS-Wachmannschaften. Beide von Eicke in Dachau schon 1933/34 entwickelten Verhaltens- und Strafenkataloge fungierten nach außen als Ersatz für die außer Geltung gesetzten Rechte und Strafgesetze. In Wirklichkeit waren sie, wie Wolfgang Sofsky zurecht feststellt, „inkorporierter Terror“ . Im Zuge der Reorganisation des KZ-Systems wurden beide in den jeweiligen von der SS übernommenen Lagern sukzessive eingeführt und angepasst. In Sachsenhausen galt daher zunächst die gegenüber der Dachauer Fassung leicht veränderte Lagerordnung aus Esterwegen. Erst deutlich nach der Aufbauphase wurde eine eigene Lagerordnung für Sachsenhausen für notwendig erachtet, die sich aber von den Vorbildern kaum unterschied. Auch insoweit waren bereits in den frühen Lagern entscheidende Grundlagen für die Funktionsweise des KZ-Systems gelegt worden.
SCHLUSS
Sachsenhausen markiert einerseits, das sollten die voran gegangenen Überlegungen und Erörterungen zeigen, tatsächlich in Vielem den Beginn einer neuen Phase der Entwicklung des KZ-Systems. Andererseits lassen sich auch viele Entwicklungslinien finden, die bereits in den frühen Lagern begonnen hatten und die auch im „modernen und vollkommen neuzeitlichen“ Modelllager bei der Reichshauptstadt lediglich fortgeführt wurden. Ein neuer Lagertypus des Konzentrationslagers, wie dies in der neueren Forschung häufig behauptet wird, wurde jedenfalls m. E. mit Sachsenhausen nicht erfunden. Die von Wolfgang Sofsky idealtypisch analysierte „Ordnung des Terrors“ wurde auch durch die Entwicklung in den verschiedenen Phasen nicht grundlegend geändert, sondern bestand in ihren entscheidenden Prinzipien fort.

Was den Prozess der Planung und Realisierung des Modelllagers anbelangt, so zeigt es sich, dass Ursachen, die in der Machtstruktur des NS-Staates begründet waren, und konzeptionelle Überlegungen zum Aufbau des NS-Terrorsystems zusammen wirkten und keine Dominanz der einen oder anderen Seite zu erkennen ist. Auch langfristige Planungen und kurzfristige Improvisation halten sich die Waage. Das Regime setzte ganz allgemeine Ziele, wie z. B. die präventive Verhaftung Tausender. Im Prozess der Realisierung dieser vage formulierten, aber weitgehend konsensualen politischen Linien schritt es pragmatisch Schritt für Schritt voran: Der Terror in den Konzentrationslagern nimmt in kleinen Stufen zu, der Kreis der Täter wird nur geringfügig verjüngt, die Häftlingszahlen langsam erhöht, die Zusammensetzung der Häftlingsgesellschaft nur teilweise verändert usw.

Oranienburg – Sachsenhausen, das Verhältnis der beiden Lager zueinander spiegelt diese Verschränkung von Intention und Struktur, von Kontinuität und Neuanfang . In der Rückschau erscheint trotz der inzwischen stark angewachsenen Tendenz der Geschichtswissenschaft zur Differenzierung Oranienburg, das erste Konzentrationslager in Preußen, allmählich in den großen KZ-Komplex Sachsenhausen hinüber zu wachsen. Das Bindeglied beider Lager bildete das Oranienburger Schloss, von dem aus Eicke die Grundlagen und Voraussetzungen für die Verlagerung des offiziell im Reichshaushalt geführten Konzentrationslagers Oranienburg-Columbia an den Stadtrand schuf. Die Schnelligkeit mit der dann nach Zusage des Startkapitals durch den Verkauf von Esterwegen die Planungen innerhalb weniger Wochen abgeschlossen und das im wahrsten Sinne des Wortes mörderische Tempo, mit dem innerhalb eines einzigen Jahres von den Häftlingen etwa 100 Gebäude des neuen Modellagers auf einer zu rodenden Fläche von ca. 80 Hektar Kiefernwald errichtet wurden, war nur möglich, weil die neue Phase der Entwicklung des KZ-Systems zum größten Teil die in den frühen Lagern entwickelten wichtigsten Strukturen und Grundsätze fortführte.